Eigenbau Empfänger für Kurzwelle

Die erste Ausbaustufe dieses Empfängers entstand etwa ab 1978, meinem Einstiegsjahr bei TELEFUNKEN in Ulm. Er wurde zwei Mal überarbeitet. Die erste Version orientierte sich in vielen Details an den Vorschlägen von Michael, DJ7VY. Dennoch wollte ich verschiedene Schaltungen selbst erproben. Der Signalpfad sah etwa so aus: Auf einen gegengekoppelten Low-Noise-Gegentaktvorverstärker folgte ein Vierfach-Fet-Mischer nach Ed Oxner von Siliconix. Dieser wurde mit einem P8000-Fet abgeschlossen. Danach folgte eine Filterbank mit KVG-Quarzfiltern auf 9 MHz. Obwohl es sich um einen Einfachsuper handelte, wurde mit einem weit ziehbaren Quarzoszillator auf 30 kHz umgesetzt und wieder auf 9 MHz zurückgemischt. Auf 30 kHz war mit Schalenkernen ein 5-kreisiges Notchfilter realisiert. Nach dem Notchfilter durchlief das Signal nochmals ein (breiteres) Quarzfilter um dann in den ZF-Verstärker mit Plessey-ICs zu gelangen. Lediglich das Regel-IC wurde nicht verwendet, sondern die AGC diskret aufgebaut. Dadurch war sie viel schneller und ohne Überschwinger wie das Original. Das Einschwingen der Regelung wurde dabei mit dem Träger bewerkstelligt, die Haltezeit aber von der NF abgeleitet. Das ergab eine besonders störungsarme AGC.

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Der Oszillator bestand aus einer VFO-PLL, die, wie damals im Braun SE-400, mit einer TV-Verzögerungsleitung als Referenz und einem 360°-Phasenschieber zur Abstimmung arbeitete. Das Ausgangssignal wurde in einem High-Level-Mischer mit dem Signal aus einer Bank von Quarzoszillatoren gemischt und selektiert. Der Frequenzzähler zeigte nicht nur die Betriebsfrequenz, korrigiert um die Seitenbandablage, an, sondern auch die Ablagefrequenz der Passbandtuning

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Die Vorselektion, links unter dem HF-Frontend gelegen, wurde zweimal gebaut. Die erste Version wurde vom in 1 km Entfernung stehenden 5 kW-Mittelwellensender bei 711 kHz so in die Sättigung getrieben, dass ich noch Oberwellen bis ins 20m-Band hören konnte. Erst die konsequente Verwendung massiver Ferrit-Topfkerne löste dieses Problem. Da der Spiegel bei 80m-Empfang und 9 MHz ZF gerade in ein Rundfunkband fällt, war mit 80 dB Speigelselektion auf 80 m kein störungsfreier Empfang möglich. Nur das Verschrauben der Masseflächen der Platine mit Deckel und Boden garantierte 100 dB Weitabselektion und störungsfreien Empfang. Die ersten Baugruppen zu diesem langfristigen Projekt wurden der Schaltung gemäß ausgelegt und nicht einem Gesamtkonzept unterworfen. Daher sieht die Geräteoberseite auch etwas "zusammengewürfelt" aus.

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In der ersten Überarbeitungsrunde, die auch eine neue Frontplatte notwendig machte, wurde im Wesentlichen die Frequenzaufbereitung erneuert. Die VFO-PLL wurde auf 59 - 60 MHz versetzt und zwei Verzögerungsleitungen hintereinander geschaltet um etwa 7 kHz Frequenzvariation bei einer Umdrehung des Abstimmknopfs zu erhalten. Dann wurde der mechanische Phasenschieber durch eine Elektronik und ein Sin/cos-Potentiometer zur Abstimmung ersetzt. Auch die 12 Quarzoszillatoren wurden jetzt durch eine Band-PLL ersetzt, die im Bereich 69 - 98 MHz alle 1 MHz einrasten konnte. Die Mischung ergab wieder das gewünschte LO-Signal von 9 - 39 MHz. Links oben sieht man die Abstimm-PLL mit den beiden Verzögerungsleitungen, rechts die Raster-PLL. Darunter liegen die beiden VCOs, einer davon mehrfach umschaltbar, und der Mischer mit Selektion

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Die überarbeitete Frequenzaufbereitung

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In der dritten Überarbeitungsrunde erhielt der Empfänger u. a. ein neues Frontend. Der Vierfach-Fet-Mischer lieferte zwar mit Vorverstärker einen Eingangsinterzeptpunkt von etwa 20 dBm bei 12 dB Rauschmaß, dennoch (und obwohl der ganz neue Yaesu FT-9000 "nur" einen solchen Mischer besitzt!) erschien mir dies bereits 1994 als eine antiquierte, verbesserungsbedürftige Schaltung. Die Konstruktion eines MosFet-Schaltmischers, verbesserter Vor- und Nachverstärker und der Einsatz eines Diplexers als Mischerabschluss, ergaben eine Steigerung des Eingangsinterzeptpunktes auf rund 35 dBm bei gleicher Empfindlichkeit und bei aktiviertem Vorverstärker. Nun war das Quarzfilter nach dem Mischer das IM-bestimmende Bauteil. Jetzt konnte der Rx als quasi IM-frei betrachtet werden. Er ließ keine Wünsche mehr offen...

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