Restauration und Reparatur von Transceivern der Fa. Signal/One

Die amerikanische Fa. Signal/One hat drei Generationen von Transceivern aus eigener Entwicklung hervorgebracht und zwei weitere Generationen durch Verbesserung der ICOM-Transceiver IC-781 und IC-756 entwickelt. Das erste Gerät, der CX-7, besaß noch eine Stahl-Keramik-Tetrode in der PA und eine digitale Frequenzanzeige mit Nixie-Röhren. Das Nachfolgemodell war der CX-11. Er war volltransistorisiert und sehr komplex. Das dritte Modell, das es wie die Vorläufer in mehreren Entwicklungsstufen gab, war der Milspec 1030. Er lieferte 200 W Output, hatte echte Seitenbandfilter und einen digitalen Synthesizer.

Der Milspec 1030 ist auch heute noch ein hervorragendes Gerät mit einem exorbitant hohen Wiederverkaufspreis. Leider haben so komplexe Geräte auch Nachteile, die sich im Laufe der Zeit herausstellen: Defekte ICs, mangelhafte Kontaktgabe der zahlreichen Steckverbinder und defekte Endstufen wegen unzulänglicher Kühlung der Endstufe ohne Lüftermodul.

Eine Reparatur eines solchen Geräts - vor allem der digitalen Baugruppen mit ihrer extrem hohen Zahl an integrierten Bausteinen - gelingt eigentlich nur dann in akzeptabler Zeit, wenn man ein Referenzgerät besitzt. Zur Reparatur eines lange nicht in Betrieb befindlichen 1030 hatte ich diesen Vorteil.

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Eines der beiden Geräte hatte einen defekten BFO (ein leider sehr häufig autretender Defekt) und mehrere Fehler im Empfangs-Analogteil. Alle Fehler konnten behoben und das Gerät wieder in einen voll funktionierenden Zustand versetzt werden.

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Die Unterseite des Milspec 1030 zeigt das ungeschirmte Stromversorgungs-/Audiomodul und den geschirmten Noiseblanker im Hintergrund und den Empfangszug vorne. Das Referenzgerät besitzt die von mir entwickelte Hochpassbaugruppe (die Box rechts auf dem Empfänger), die die Entstehung von IM-Produkten 2. Ordnung verhindert.

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Auf der Oberseite erkennt man die 7 Module der digitalen Frequenzaufbereitung, die Platinen der digitalen Abstimmung, der Passbandtuning, des Speichers und des digitalen Interfaces. Vorne befinden sich die Bedienelemente und die große Verbindungskarte und an der Rückfront sind Lineartransistoren und PA auf Kühlkörpern montiert. Rechts sind der Netztrafo und die riesigen Elkos zur Siebung der 13,6 V PA-Spannung angebracht.

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Die Front zeigt die mehrfarbige Frequenzanzeige bis zur 10-Hz-Stelle und die Bedienelemente. Der Transceiver hat 2 VFOs, besitzt eine einstellbare ZF-Clippung zur Erhöhung der mittleren Sprechleistung, einstellbare Ausgangsleistung und viele Features mehr. Eine Reparatur macht in jedem Fall Sinn; ein solches Gerät zu verschrotten wäre doch zu schade!

Nachtrag: Der Versuch, den Milspec in SSB an einer neuen Halbleiter-PA zu betreiben, scheiterte an der ständigen Fehlermeldung "Input Overdrive". Ich vermutete ein Überschwingen der möglicherweise zu langsamen ALC und begann in einem geeigneten Messaufbau diverse Szenarien durchzuspielen. Dabei stellte sich heraus, dass die ALC nicht nur zu langsam einschwang, sondern auch viel zu schnell abklang. Die HF-Aussendung in CW ergab zwar einen sauber konstanten Träger mit einer am Front-Regler einstellbaren Ausgangsleistung. In SSB regelte die ALC jedoch bereits zwischen den Sprachsilben wieder auf, so dass sich zwar im Mittel dieselbe Leistung wie bei CW ergab, die Sprachspitzen - und damit die PEP-Leistung - aber den an der Front eingestellten Wert deutlich überschritten. Erst durch Verlängern der ALC-Haltezeit konnte diesem Mangel abgeholfen werden. Nun kann man in jeder Lautstärke ins Mikrofon sprechen - die maximale Ausgangsleistung ist immer konstant.

Das Problem des langsamen Einschwingens und der dabei generierten kurzen Leistungs/ALC-Überschwinger war jedoch nicht zu lösen. Da die Regelstufe für die ALC im Empfangsfall in die AGC eingebunden ist, hätte eine Überarbeitung zum schnelleren Einschwingen eine vollständige Überarbeitung der Sende-/Empfangsumschaltung bedeutet. Die damit verbundenen massiven Schaltungsänderungen wurden jedoch nicht unternommen. Die Konsequenz: Eine moderne, Prozessor gesteuerte Halbleiter-PA ist im Zusammenspiel mit dem Milspec nicht verwendbar. Ich habe daher zur Leistungserhöhung für den Signal/One wieder eine Röhren-PA angeschafft.

Dieses Beispiel zeigt, ebenso wie das Problem mit dem Roofingfilter des KWM-380 und dessen originalem Sprachprozessor, dass auch höchstwertige, professionelle Geräte durchaus unter Designfehlern leiden können.